About E.

Schlaflos

Puh. Das war gestern ein anstrengender Tag. Und dementsprechend hatte ich eine sehr unruhige Nacht und habe viel wach gelegen.

Nummer 7 war gestern sehr „aufgedreht“ und so wollten bei ihm viele Gefühle begleitet werden. Ich fürchte dass er meine emotionale Lage gespürt hat und deswegen selbst auch durch den Wind war. Ich hatte also zwei Baustellen: Gefühle bei Nummer 7 begleiten und meine eigenen regulieren. (Und Selbstregulation kann ich schwer.)

Der letzte Hausbesuch war weniger anstrengend für mich, als ich gedacht habe. Ich glaube dass es wirklich daran liegt, dass wir uns ja noch weiterhin sehen. Nichtsdestotrotz war es natürlich ein Stück weit emotional. Unser Großer war so niedlich. Als Sarah gegangen ist, hat er ihr noch hinterher gerufen „bis zum nächsten Mal“. Gibt aber Keines. Das war wirklich seltsam, weil er das zuvor nie gesagt hat – und dann ausgerechnet als sie zum letzten Mal da war. Hachja. Und Nummer 5 hat mit Sarah auch noch eine Runde gelacht. Das sind so Kleinigkeiten, die ich nicht vergessen werde. Nur leider habe ich vergessen sie nach einem Foto mit Nummer 5 zu fragen. Muss ich nochmal nachholen. Das wäre eine schöne Erinnerung.

Und warum lag ich dann die letzte Nacht wach?! Meine Gedanken sind einfach komplett gekreist und ich kam von Höcksken auf Stöcksken (ja, ich musste googeln wie man das schreibt – Ruhrpottslang).

Ich habe darüber nachgedacht wie verrückt und schade es einfach ist dass wir uns nicht eher über den Weg gelaufen sind (da wir ja auch Kinder haben die ziemlich gleichalt sind).

Dann bin ich gedanklich irgendwo komplett schräg abgebogen und musste an meine Schulzeit am Berufskolleg denken und an meine damalige Klassenlehrerin. Fragt nicht, wie ich gedanklich dahin gekommen bin. Ich könnte es sogar erklären, ist aber so privat dass ich es selbst hier nicht schreiben mag. Jedenfalls habe ich mich daran erinnert wie tröstlich es immer für mich war, dass da im Unterricht jemand war, die um mich wusste. Das war gut.

Und dann habe ich noch darüber nachgedacht wie krass viel Vertrauen mir auch damals von ihr geschenkt wurde. Im Nachhinein bewegt mich das sehr.

Naja und darum kreisten meine Gedanken dann und ich konnte einfach nicht einschlafen. Ich habe mir dann schlussendlich weißes Rauschen angemacht und konnte dann irgendwann einschlafen. Das hilft also nicht nur Babys beim schlafen.

Und nun: Gute Nacht. Ich versuche mal Schlaf nachzuholen.

Letzter Hausbesuch

Morgen ist es soweit… Unsere Wochenbetthebamme kommt zum vorerst letzten Mal zu uns.

Ich weiß nicht, ob ich es schon mal erwähnt habe: Ich mag Abschiede nicht! Natürlich ist es kein richtiger Abschied, weil ich sie ja noch regelmäßig im Rückbildungskurs sehen werde – aber das ist ja dann doch eine andere Situation.

Und ich liege jetzt hier neben Nummer 5, habe Musik auf den Ohren und gemischte Gefühle. Während ich gerade für Sarah ein paar Zeilen geschrieben habe (die ich morgen noch handschriftlich nieder schreiben möchte), habe ich die letzten Wochen noch mal Revue passieren lassen. Ich fühle so viel und mochte so viel sagen/schreiben aber mir fehlen auch irgendwie die Worte und mich überrollen gerade viele Gefühle. Ich dachte, es hilft vielleicht hier meine Gedanken/Gefühle zu teilen, aber mir fehlen schlichtweg die Worte.

Vielleicht lasse ich die Gefühle für heute Abend einfach mal fließen. Das hilft vielleicht, dass es morgen nicht so schwer für mich wird.

. Categories: 2024. Tags: , .

Herausforderung Rückbildungskurs

Nummer 5 ist jetzt schon 12 Wochen alt. Und heute ist mein Rückbildungskurs gestartet.

Genau wie auch beim Geburtsvorbereitungskurs, ist es für mich eine völlig neue Erfahrung einen solchen Kurs „vor Ort“ (und nicht online) zu machen. Während und nach der Geburt von Nummer 7 befanden wir uns ja noch in der Pandemie Phase und daher fand sowas online statt.

Während ich mich vor ein paar Wochen noch auf den Kurs gefreut habe, hat heute Morgen ein Gefühl von „kein Bock“ Einzug gehalten. Wobei es nicht dieses „ach ich hab halt keine Lust auf Sport“ ist, sondern vielmehr mag ich einfach keine Situationen in denen ich nicht weiß was auf mich zukommt. Ich kannte den Ort, wo der Kurs stattfindet nicht, ich kenne die anderen Frauen nicht und ich wusste nicht wie der Kurs an sich wird. Nur die Hebamme kenne ich – den Kurs macht nämlich unsere Wochenbetthebamme. (Warum das aber andere Herausforderungen mit sich bringt – dazu später mehr.)

K. und ich hatten uns im Vorfeld überlegt dass sie mich mit Nummer 5 hinfährt und dann mit ihm in der Nähe bleibt. So kann ich den Kurs ohne Baby besuchen, weiß aber gleichzeitig dass sie mit ihm in der Nähe ist falls er mich braucht. Macht natürlich niemand anderes so… Aber ist für mich die beste Lösung. Würde ich allein mit Nummer 5 dort sein, würde ich wahrscheinlich zu nichts kommen. Würde ich alleine ohne Nummer 5 dort sein, würde ich mich gar nicht auf den Kurs konzentrieren können, sondern mir permanent Gedanken machen ob Nummer 5 es so lang ohne Stillen aushält.

Daher sind wir dann heute morgen zu Dritt losgefahren. Für unseren Großen war das wirklich schwierig, denn er war heute nicht in der Kita (weil dort nur Notbetreuung war) und er wollte dann unbedingt mit zu Mamis „Termin“. Also mussten wir ihn weinend bei Oma und Opa zurücklassen. Mein Mama-Herz hat geblutet, auch wenn ich weiß dass er bei Oma und Opa gut betreut ist.

Vor Ort angekommen bin ich aus dem Auto gehüpft und K. musste erstmal einen Parkplatz suchen. Leider hat das trösten von unserem Großen zuhause noch so viel Zeit in Anspruch genommen, dass ich nur 5 Minuten zu früh zum Kurs kam. Das hätte ich mich anders gewünscht. Denn gerade wenn ich mir so unsicher mit einer neuen Situation bin komme ich lieber sehr früh, sodass noch nicht viele andere da sind. Aber ich war immerhin nicht die Letzte.

K. kam dann ebenfalls hoch und konnte sich mit Nummer 5 in einem kleinen Raum aufhalten. Unser Kleiner hat natürlich die ganze Zeit in der Trage geschlafen. und ich konnte mich wunderbar auf den Kurs konzentrieren.

Nachdem Sarah ein paar einleitende Worte gesprochen hat sollten wir uns vorstellen. Und ich mag diese Vorstellungsrunden NICHT! Ich finde es so schwierig mir zu merken was ich dann alles sagen soll (Name, Alter, Wohnort, Alter von Kind, Erwartungen/Wünsche). Gefühlt läuft mein Hirn dann auf Hochtouren und ich versuche mir schnell ein paar Sätze zurecht zulegen und sage mir diese immer wieder in Gedanken vor und hoffe dass ich dann nichts vergesse. Das ist natürlich irgendwie total Banane… Aber für mich ist das echt anstrengend. Meistens habe ich dann auch richtig Puls dabei – das hat sich heute zumindest in Grenzen gehalten.

Nachdem also die Vorstellungsrunde durch war, ging’s dann mit Übungen durch. Und die waren wirklich recht gut machbar. (Ganz anders als beim Rückbildungskurs nach der ersten Geburt.)

Zum Abschluss haben wir dann noch eine Yoga Übung (Child‘s Pose – habs extra gegoogelt) gemacht. Sarah hat dazu ein paar Worte gesagt – und damit bei mir einiges ins Fließen gebracht. Und das meinte ich ich auch am Anfang mit „warum es andere Herausforderungen mit sich bringt“, dass ich den Kurs bei Sarah mache. Sie hat so eine Art und Aura (ja ich würde da wirklich von Aura sprechen), die irgendwie eine Wirkung auf mich hat. Wie wir da also diese Übung gemacht haben und sie dann dazu ein paar Worte gesprochen hat, fing es bei mir einfach an zu laufen. Und das war auch gut und es hätte auch gut getan es einfach weiter laufen zu lassen, aber das wäre doch echt unangenehm gewesen (vor x fremden Frauen einfach mal ne Runde weinen). Also habe ich versucht es schnell wieder zu bremsen. Allerdings lief es dann bei der Übung danach, als wir auf dem Rücken lagen, weiter. Hachja, ich bin gespannt wie die nächsten Termine werden…

Sicherlich hat es auch mit meiner Tagesform zu tun, wie nah ich am Wasser gebaut bin. Aber ich dachte, dass ich aktuell recht stabil bin. Scheint wohl nicht so ganz der Fall zu sein.

Nachdem ich diese Zeilen geschrieben habe, merke ich wie weit ich eigentlich schon gekommen bin. Inzwischen ist es für mich ok, dass solche Situationen herausfordernd für mich sind. Das ist nicht schlimm und auch nicht schlecht. Das bin einfach ich – und ich bin gut so wie ich bin.

Roses Revolution Day

Heute, am 25.11., ist der Roses Revolution Day. Heute legen Personen, die Gewalt in der Geburtshilfe erfahren haben, Rosen an den Orten nieder, an denen diese Gewalt stattgefunden hat.

Und hier kommt meine Geschichte, denn mir ist erst dieses Jahr, in der letzten Vorsorgeuntersuchung der Schwangerschaft klar geworden, dass auch ich eine Form von Gewalt erfahren habe.

Kurze Zusammenfassung und Rückblick: für die Geburt unseres Großen musste ich ja ins KH, da es zu früh losging. Ich wurde eingeleitet und die Geburt von Nummer 7 war trotz Einleitung sehr problemlos. Er wurde unkompliziert geboren und war sowohl unter Geburt, als auch danach topfit.

Normalerweise wird nach der Geburt des Babys dann auf die Geburt der Plazenta gewartet. (Bei Nummer 5 hat es knapp 30 Minuten gedauert bis sie unkompliziert geboren wurde.) Nicht so bei der Geburt von Nummer 7: Kurz nachdem unser Großer geboren war (wir reden hier von wenigen Minuten!), hat die Hebamme einfach an der Nabelschnur gerupft und so die Plazenta herausgezogen.

Mit Blick auf die Plazenta sagte die anwesende Oberärztin nur „Oh, da haben Sie aber Glück gehabt“. Unser Großer hatte nämlich eine geteilte Plazenta bei der die Gefäße zudem in der Eihaut verliefen. Das kann bei einem ungünstigen Blasensprung natürlich gefährlich sein.

Allerdings hätte auch das rausziehen dieser Plazenta zu Komplikationen führen können. Ich verstehe ohnehin nicht, warum man uns hier nicht die Zeit gelassen hat. Für Nummer 7, der so klein und zart war, wäre es sicher wichtig gewesen noch weiter mit mir verbunden zu sein.

Zudem hatte ich wahrscheinlich auf Grund des Rausziehens der Plazenta so starke Blutungen.

Bereits wenige Tage nachdem wir zu Hause waren habe ich damals mit unserer Wochenbetthebamme gesprochen und sie gefragt ob dieses Vorgehen normal wäre. Nein! Ist es nicht!

Und dann, als ich den letzten Termin vor der Geburt im Geburtshaus hatte und ich mit Nadine nochmal über die starke Blutung nach der ersten Geburt gesprochen habe, wurde mir klar dass das damals wirklich nicht korrekt war. Nadine hatte nochmal in den Geburtsbericht vom KH geschaut und hat dann an den Uhrzeiten gesehen dass die Plazenta damals keine 10 Minuten nach dem Baby geboren wurde.

Ja, ich habe damals Glück gehabt. Ich habe Glück gehabt, dass trotz der Interventionen bei der Geburt der Plazenta, nichts dramatisch schlimmes passiert ist (ausser der verstärkten Blutung).

. Categories: 2024. Tags: .

Gedankenchaos

Die letzten Tage gehören in die Kategorie „kann weg“. Ich versuche mal meine wirren Gedanken hier mal nieder zu schreiben um damit vielleicht etwas Ordnung in diese zu bekommen.

Und ich muss dazu etwas ausholen: Die Geburt von Nummer 7 vor 3 Jahren und das herausfordernde Wochenbett haben mich grundlegend verändert. Ich war eigentlich immer ein sehr ruhiger und besonnener Mensch. Ich habe zwar schon immer viel „zerdacht“, aber war dennoch ruhig dabei. Und dann kam das Wochenbett mit Nummer 7 und ich habe mir pausenlos Sorgen gemacht.

Im Nachhinein glaube ich, dass ich eine (leichte) Wochenbettdepression hatte. Denn ich habe sehr viel geweint und mir unfassbar viele Sorgen gemacht (und das auch noch als es gar keinen objektiven Grund mehr dazu gab). Und ich bin damals auch leider in alte Verhaltensmuster zurück gefallen, die wirklich ungesund sind.

Ich mache mir also seit 3 Jahren immer wieder um alles mögliche Sorgen. Da reichte es schon dass Nummer 7 mal einen Husten hat oder aber einen Tag mal noch weniger trinkt als sonst. Immer wieder kommen Sorgen hoch.

Nun zurück zum jetzt: Nummer 5 hat seit 3 Tagen wirklich sehr häufigen Stuhlgang. Deutlich häufiger als die Tage bzw. Wochen davor. Dazu kommt dass er heute sehr viele, sehr kurze Stillmahlzeiten hatte und meine Brustwarzen schon anfingen zu schmerzen. Ich weiß eigentlich, dass beides gar nicht schlimm ist. Babys dürfen häufigen Stuhlgang haben. Von Durchfall redet man da erst, wenn der Stuhl wirklich unangenehm stinkt. Und das tut er bei Nummer 5 nicht. Auch kann es phasenweise mal vorkommen dass ein Baby häufiger und dafür kürzer stillt. Und wenn sich die Brust dann „leer“ anfühlt heißt es nicht dass frau zu wenig Milch hat. Denn die Milch wird ja „on demand“ produziert. Ich weiß das alles theoretisch!

Und trotzdem haben mich die Sorgen heute völlig überrollt, sodass ich wirklich viel geweint habe. Ich denke, die Tatsache dass Nummer 7 auch immernoch krank ist und seit 1,5 Wochen fast ausschließlich durch den Mund atmet weil er total verschleimt ist, trägt auch noch ihren Teil dazu bei. Also habe ich in meiner Not eine irgendwie etwas schräge Sprachnachricht an unsere Wochenbetthebamme geschickt um mir die Rückversicherung zu holen, dass der häufige Stuhlgang von Nummer 5 normal ist. Natürlich hat sie mir geantwortet und bestätigt, dass alles gut ist. Und ihr Nachsatz „Sicherheit braucht keine Rechtfertigung“ ging mir dann natürlich direkt sehr nahe.

Schon bevor ich Sarah geschrieben habe, hatte ich versucht mein Nervensystem durch ganz bewusste Bauchatmung zu beruhigen. Klappte so mittelmäßig. Als ich im frühen Wochenbett so viele (unbegründete) Sorgen hatte, hatte Sarah mir bewusstes Atmen empfohlen um das Nervensystem zu beruhigen. Ich habe immer noch ihre Frage im Ohr „Du bist es nicht gewohnt das alles gut ist, oder?“. Und nein, das bin ich nicht.

Und jetzt muss ich den nächsten Gedankensprung machen… Nora Imlau hat letztens auf Instagram recht viele Stories zum Thema Urvertrauen. Als ich diese gelesen habe kam mir der Gedanke dass ich das einfach nicht habe. Ich konnte das bis zur Geburt von Nummer 7 ganz gut kompensieren bzw. es hat keine großen Auswirkungen gehabt dass mir das fehlt. Aber seit dem ersten Wochenbett merke ich, dass es für mich praktisch unmöglich ist in die Entwicklung unserer Kinder zu vertrauen – obwohl die Fakten dafür sprechen, dass sie sich gut entwickeln und dass es ihnen gut geht. Und da kam mir dann auch wieder der Gedanke „Ich bin es einfach nicht gewohnt dass alles gut ist“. Ich frage mich manchmal was in meiner frühen Kindheit (nicht) passiert ist, dass mir dieses Urvertrauen fehlt. Und ja, ich bin auch oft wütend auf meine Eltern, dass sie mir einen schönen Rucksack mitgegeben haben den ich mit mir rumschleppen muss. Und den ich einfach nicht abwerfen kann.

Aber etwas kleiner ist dieser Rucksack immerhin schon geworden. Denn ich habe erkannt dass ich ok bin – und dass ich gut bin (und meistens denke ich auch daran). Jahrelang wurde mir suggeriert dass ich nicht gut bin. Und das hat sich so tief eingebrannt, dass ich das auch geglaubt habe. Erst vor ein paar Jahren (mit Mitte 30!) habe ich erkannt dass ich früher gut war, so wie ich war. Und ich hätte mir sehr gewünscht dass meine Eltern mich unterstützt hätten und nicht nur kritisiert und gefordert hätten. (Und ich spreche da nicht von meinem queer-sein.)

Wie ich Eingangs schrieb… Ich habe hier gerade Gedankenchaos – und ein Nervensystem das außer Kontrolle ist. Aber für einen Moment habe ich gerade das Gefühl dass genau dieses niederschreiben hier etwas hilft (auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob man meine wirren Gedankengänge nachvollziehen kann). Zumindest jetzt gerade, in diesem Moment, hilft es mir. Also werde ich jetzt noch etwas atmen und versuchen einzuschlafen.

Morgen ist ein neuer Tag, der hoffentlich besser wird – zumindest hat er es verdient die Chance dazu zu bekommen.

Gute Nacht.

Geburtsbericht

Es ist Freitag, eine Woche vor ET, 04:30 Uhr: Ich wache mit Unterleibsschmerzen auf. Ich drehe mich auf die andere Seite und die Schmerzen verschwinden wieder – aber nur um ein paar Minuten später wieder zu kommen. Ich bin müde und möchte eigentlich noch weiter schlafen.

Nach einer halben Stunde, in der ich mich immer wieder hin und her gewälzt habe, stehe ich leise auf und gehe ins Wohnzimmer. Meine Frau und der Große sind zum Glück nicht wach geworden. Ich stelle fest, dass die Unterleibsschmerzen alle 10 Minuten kommen, aber nur relativ kurz anhalten. Ich frage mich: Sind das schon Wehen? Ob hier gerade die Geburt beginnt…?

Rückblick

Es ist Mittwoch, 2,5 Wochen vor ET: Meine Frau und ich sind zur Vorsorge im Geburtshaus. Heute lernen wir Nadine kennen. Ich berichte wie erleichtert ich bin, dass wir es wirklich in die Rufbereitschaft geschafft haben. Bei unserem Großen ging es leider zu früh los, sodass wir ins Krankenhaus mussten. Aber nun sind wir mit unserem 2. Baby in der Rufbereitschaft. Einer Hausgeburt steht also nichts im Wege. Zu der Erleichterung gesellt sich allerdings auch etwas Unruhe. Ich möchte nicht über den ET kommen, da ich vor der Geburt nicht noch einmal zu unserer Gyn möchte. Ich mag und schätze sie sehr, aber sie steht außerklinischen Geburten leider sehr kritisch gegenüber (und wir haben ihr gegenüber die Hausgeburt bisher nicht erwähnt). Ich teile diese Sorgen Nadine mit. Sie beruhigt mich (oder versucht es) und erinnert mich daran, dass es doch noch knapp 2,5 Wochen zum ET sind (und damit 3,5 Wochen bis zu einem möglichen Gyn Termin). Es ist also noch genügend Zeit.

Nichtsdestotrotz schreibe ich unserer Wochenbetthebamme Sarah, als wir wieder zu Hause ankommen. Sarah bietet eine geburtsvorbereitende Massage an und ich denke mir: Schaden kann das ja nicht und ein bisschen Entspannung kann ich gut gebrauchen. Wir verabreden uns also für Dienstag in der darauffolgenden Woche.

Der Große ist an diesem Dienstag Vormittag in der Kita, sodass ich mich voll auf die Massage einlassen kann. Die Massage tut mir sehr gut und ich fühle mich danach sehr entspannt. Wir verabreden uns für einen weiteren Massage-Termin in der nächsten Woche und Sarah verabschiedet sich mit den Worten „Wir sehen uns nächste Woche. Entweder mit oder ohne Baby.“ Ich muss schmunzeln, denn die Geburt ist für mich noch so weit weg. Was Sarah mir zu dem Zeitpunkt nicht sagt: Alle Frauen, die sie bisher massiert hat, haben 2-3 Tage später ihr Kind bekommen.

Drei Tage später – es ist Freitag, eine Woche vor ET…

…ich bin seit 04:30 Uhr wach, stehe um 05:00 Uhr auf und laufe im Wohnzimmer umher. Ich lese mir den Zettel mit der Beschreibung der Latenzphase vom Geburtshaus durch. Nicht alle dort beschriebenen „Symptome“ habe ich. Aber weiterhin alle 10 Minuten Wehen. Da ich so müde bin, schleiche ich wieder ins Schlafzimmer und versuche mich noch mal hinzulegen und zu schlafen. Aber das funktioniert nicht. An Schlaf ist nicht mehr zu denken, denn liegen ist mit den Wehen (auch in den Pausen) sehr unangenehm. Also wälze ich mich hin und her bis gegen 06:30 Uhr unser Großer und dementsprechend auch meine Frau aufwachen. Das erste, was ich zu meiner Frau sage ist: Es könnte sein, dass es losgeht. Unser Großer ist an diesem Morgen auffällig kuschelbedürftig und so kuschle ich noch ausführlich mit ihm im Bett bevor wir aufstehen.

Während ich nach dem Aufstehen mit unserem Großen auf dem Sofa sitze und etwas frühstücke, trifft meine Frau letzte Vorbereitungen im Geburtszimmer. Ich halte das für etwas übertrieben… Es ist doch noch lange keine Geburt in Sicht – denke ich zumindest. Anschließend fragt mich meine Frau, ob wir den Großen trotz der Wehen zusammen zur Kita bringen und danach, wie jeden Freitag, einkaufen wollen.

Selbstverständlich tun wir das! Wir fahren also gemeinsam los. Erste Station: Kita Abgabe. Während meine Frau den Großen reinbringt überlege ich kurz ob wir wirklich noch einkaufen gehen. Aber nun sind wir schon zusammen unterwegs. Also ab zum Supermarkt.

Im Supermarkt kaufe ich reichlich Dinge, die ich mir während der Schwangerschaft verkniffen habe (z.B. Nektarinen und Lebkuchen). Ich stehe außerdem zwischendurch am Einkaufswagen und kreise während einer Wehe das Becken. Mir kommen Zweifel, ob das mit dem Einkaufen wirklich eine gute Idee war. Aber die Wehen werden nicht intensiver und auch nicht häufiger und so bringen wir den Einkauf noch gut hinter uns.

Als wir wieder zuhause sind frühstücken wir erst mal in Ruhe zusammen. Die Wehen kommen immer noch unverändert alle 10 Minuten. Plötzlich klingelt mein Handy – eine Freundin ruft an. Mit ihr haben wir uns damals mit Hypnobirthing auf die erste Geburt vorbereitet. Ihr klingelten wohl die Ohren. Zeitgleich bekommt meine Frau einen Anruf von der Kita, dass der Große uns vermisst und abgeholt werden möchte. Auch er scheint zu merken, dass es langsam losgeht. Also frühstücken wir noch mehr oder weniger in Ruhe zu Ende.

Ich entscheide in die Badewanne zu gehen um zu schauen wie sich die Wehen dann verhalten. Meine Frau fährt währenddessen in die Kita um den Großen abzuholen.

Die Badewanne tut mir sehr gut. Ich kann mich ein wenig entspannen, aber die Wehen kommen weiterhin regelmäßig. Als ich gerade aus der Wanne steige, kommt meine Frau mit dem Großen wieder nach Hause.

Es ist 11:30 Uhr und wir überlegen, ob wir jetzt die Hebammen informieren sollten. Wir sind uns ja noch immer unsicher, was diese Wehen bedeuten. Wir entscheiden, die Rufbereitschaftsnummer anzurufen und sind gespannt wer sich meldet. Es ist Barbara! Sie hat heute Dienst und als zweite Hebamme ist Michelle am Start, wie Barbara uns mitteilt.

Nachdem wir Barbara erzählt haben, was sich gerade in meinem Körper tut (zu den Wehen hat sich nun auch eine leichte Blutung eingestellt), schätzt sie es so ein als wäre noch Zeit. Sie meint wir sollen ganz entspannt bleiben, vielleicht noch mal schlafen oder den Tag so verbringen, wie wir es sonst auch tun würden.

Wenig später meldet sich Barbara allerdings noch mal. Zwischenzeitlich hat sie nachgeschaut wie lange sie zu uns brauchen würde. Da es für sie eine Stunde Fahrt bedeutet, hat sie entschieden bereits jetzt schon mal ins Geburtshaus zu fahren und dort auf mehr Infos von uns zu warten. Keine schlechte Idee, wie sich später herausstellen wird.

Während sich meine Situation noch nicht verändert, stellen wir fest dass unser Großer sein Lieblingsspielzeug in der Kita vergessen hat. Also springt meine Frau gegen 15 Uhr mit ihm ins Auto um noch einmal zur Kita zu fahren. Denn das ganze Wochenende ohne sein derzeitiges Lieblingsspielzeug wäre übel. Ich bleibe zuhause und ziehe mich ins Geburtszimmer zurück. Ich habe mir Kopfhörer geschnappt und höre eine, von unserer Freundin eingesprochene, Meditation während ich im erhöhten Vierfüßler, das Becken kreisend, Wehen veratme. Die Wehen kommen inzwischen alle 3-5 Minuten und sind etwas intensiver, ich komme aber noch sehr gut klar. Allerdings hoffe ich, dass meine Frau bald wieder heim kommt.

Als die Zwei samt dem Lieblingsspielzeug wieder heim kommen entscheiden wir noch mal Barbara anzurufen. Sie wiederum entscheidet, dass sie nun einfach schon mal zu uns kommt.

Ich überlege noch mal in die Wanne zu gehen um mich etwas zu entspannen – und das tue ich dann auch. Als Barbara bei uns ankommt steige ich gerade aus der Wanne und gehe wieder ins Geburtszimmer. Barbara fragt wie es mir geht und beobachtet mich während einer Wehe.

Wenig später untersucht sie mich einmal, denn ich möchte gerne wissen wo wir stehen.

3-4cm sind schon geschafft. Sie tastet auch noch mal wie das Baby liegt und es liegt noch immer, wie seit Wochen schon, mit dem Kopf unten und dem Rücken nach links. Auch die Herztöne werden gecheckt und sind perfekt. Es passt also alles.

Ich stelle mich wieder hin und versuche die nächste Wehe im Stehen zu veratmen. Es fällt mir gerade schwer eine gute Position zu finden. Ich begebe mich wieder in den erhöhten Vierfüßler auf das Sofa. So komme ich besser zurecht als im Stehen. Die Wehen werden nun immer intensiver. Barbara merkt das auch. Zwischen den Wehen gähne ich sehr viel – ich bin so müde. Ich würde gerne mal eine richtige Pause haben und etwas schlafen. Ich bin einfach schon zu lange wach. Mit meinem Gähnen stecke ich auch meine Frau an.

Meine Frau fragt nach einiger Zeit wann sie denn Wasser in die Badewanne einlassen soll. Ich bin dankbar für diese Frage, denn ich habe schon gar nicht mehr an die Wanne gedacht. Also entscheide ich, dass jetzt ein guter Zeitpunkt dafür wäre.

Während meine Frau also das Wasser in die Wanne einlaufen lässt packt Barbara ihre Sachen zusammen, die sie für die Geburt benötigt. Ich wundere mich: Soweit sind wir doch noch gar nicht, es dauert doch noch bis das Baby kommt – zumindest dachte ich das zu dem Zeitpunkt.

Ich gehe noch recht entspannt ins Badezimmer und steige in die Wanne. Unser Großer kommt angelaufen und bringt mir meine AirPods – die ich aber natürlich in der Wanne gerade nicht gebrauchen kann.

Als ich in der Wanne bin, muss ich erstmal eine Position finden in der ich gut weiterarbeiten kann. Knien kann ich gerade gar nicht. In einer Pause frage ich Barbara ob ich mich hinlegen kann. Rückenlage ist ja eigentlich die schlechteste Position die man wählen kann. Aber im Wasser ist das noch mal etwas anderes. Barbara sagt, dass ich mich ruhig hinlegen kann – was ich dann auch tue.

In dieser Position kann ich es gut aushalten. Nichtsdestotrotz wird es immer anstrengender für mich. Ich bin aber ganz bei mir, habe die Augen die ganze Zeit geschlossen und bin voll darauf fokussiert die Wellen zu verarbeiten.

Ca. 10 Minuten nachdem ich in die Wanne gestiegen bin, kommt Michelle dazu. Ich nehme das gar nicht so richtig wahr.

Ich veratme fleißig weiter die Wellen und merke, wie unser Baby immer tiefer rutscht. Barbara ermutigt mich irgendwann zu tasten, wie weit das Köpfchen schon ist. Und tatsächlich spüre ich es sehr schnell als ich mich selbst untersuche.

Irgendwann wird der Kopf sichtbar. Und ab da wird es für mich noch mal mehr anstrengender und ich fluche und sage dass ich nicht mehr will. (Später werden wir von meinem Schwiegervater erfahren, dass mein Tönen auch auf der Straße gut zu hören war – denn wir hatten vergessen das Schlafzimmerfenster zu schließen.)

Während meine Frau meine Hand hält, spricht Barbara beruhigend zu mir und ermutigt mich mitzuschieben, aber auch Pause zu machen wenn ich es brauche. Es kostet mich viel Kraft und Anstrengung. Aber irgendwann bleibt der Kopf nach einer Welle stehen und mit der Nächsten wird er geboren.

Damit meine Frau unser Baby in Empfang nehmen kann braucht sie beide Hände. Michelle hält nun meine Hand. Auch wenn ich ganz bei mir bin und vom Außen wenig mitbekomme, brauche ich jemanden die meine Hand hält

Jetzt muss sich unser Baby in meinem Becken drehen damit es geboren werden kann. Barbara gibt mir etwas Hilfestellung und ermutigt mich das Becken zu kreisen um dem Baby damit zu helfen. Langsam dreht es sich. Und mit einer letzten Welle und ganz viel Kraft schiebe ich unser Baby ins Wasser, wo es von meiner Frau in Empfang genommen wird. Sie legt es mir sofort auf die Brust. Ich bin völlig überwältigt – es ist geschafft, unser Baby ist da! Zuhause in der Badewanne geboren.

Während wir unser Baby begrüßen beobachten Barbara und Michelle die Situation sehr genau. Unser Baby hustet und niest Fruchtwasser aus. Und wie auch bei der Geburt von unserem Großen bekomme ich eine ordentliche Ladung Mekonium ab.

Nach ein paar Minuten stellen wir uns alle die Frage „Was ist es denn nun?“ Weder Michelle und Barbara, noch meine Frau und ich haben darauf geachtet, ob wir einen Sohn oder eine Tochter bekommen haben. Also schauen wir nach und stellen fest: Unser Großer hat einen kleinen Bruder bekommen. Der Kleine beschwert sich direkt mit lautem Schreien das wir nachgeschaut haben.

Während das Baby weiter auf meiner Brust liegt habe ich Nachwehen und nehme Paracetamol, weil die Schmerzen schon recht intensiv sind.

Ca. eine halbe Stunde nach der Geburt unseres Kleinen ist die Nabelschnur auspulsiert und die Plazenta wird, ebenfalls in die Badewanne, geboren.

Somit beginnt das Wochenbett!

Meine Frau übernimmt jetzt unser Baby und geht, begleitet von Michelle, ins Geburtszimmer (indem ich ja nun gar nicht geboren habe).

Nachdem ich mich in der Wanne einmal kurz abgeduscht habe, steige ich aus selbiger heraus und gehe, begleitet von Barbara, ebenfalls ins Geburtszimmer. Dort übernehme ich unser Baby wieder und meine Frau holt nun unseren Großen dazu, der während der Geburt unten (bei Oma und Opa) war.

Barbara untersucht mich – und stellt leider fest dass ich Geburtsverletzungen habe, die genäht werden müssen. Sie nimmt meine Angst davor sehr ernst und erklärt mir genau was sie tut. So ist es für mich nicht so schlimm wie ich befürchtet habe.

Als mein erster Toilettengang ansteht macht mein Kreislauf schlapp, während ich auf der Toilette sitze. Aber Barbara und Michelle wissen genau was zu tun ist und ich fühle mich zu jedem Zeitpunkt sehr sicher und bin voller Vertrauen.

Nachdem ich ihm Bad eine Weile auf dem Boden gelegen habe, mit dem Kopf auf Michelles Knien und den Beinen nach oben, geht es mir besser und ich krabbel auf allen Vieren zurück ins Geburtszimmer. (Das muss wirklich lustig ausgesehen haben.)

Während ich wieder liege und noch etwas esse und trinke, macht Michelle die U1. Wie sich schon unter Geburt gezeigt hat, ist unser Baby sehr fit und auch gar nicht so groß und schwer wie ich „befürchtet“ hatte.

Michelle und Barbara ziehen sich anschließend zurück um das Organisatorische und ein paar Formularitäten zu erledigen. Außerdem untersuchen sie die Plazenta (ob diese auch vollständig ist) und machen für uns zwei Plazentaabdrücke (dies habe ich mir im Vorfeld gewünscht). Währenddessen kuscheln wir Vier und lernen uns schon etwas kennen. Wir sind alle Vier inzwischen aber auch einfach müde und freuen uns aufs Bett.

Barbara und Michelle führen mit uns noch ein kleines Abschlussgespräch. Dann gehe ich noch einmal auf die Toilette – diesmal ohne Zwischenfall. Und danach geleiten uns die beiden ins Schlafzimmer. Auch diesen Weg schaffe ich gut (ohne das mein Kreislauf schlapp macht).

Und so verabschieden sich Michelle und Barbara gegen 23 Uhr und wir Vier fallen einfach nur müde ins Bett.

Rückblick – Was bisher geschah…

Erstmal das Wichtigste: Ja, es gibt uns noch! 🙂

Wer uns auf Instagram folgt, hat vielleicht mitbekommen, dass wir Anfang 2022 in unserer KiWu Klinik waren um den ersten Part für Kind 2 anzugehen. Damals dachten wir noch, dass wir gegen Ende des Jahres 2022 einen Transfer machen könnten. Spoiler: Das fand erst ein Jahr später statt. Aber der Reihe nach.

Anfang 2022 haben wir also Kontakt zu unserer Klinik aufgenommen. K. hat einen neuen Behandlungsplan bekommen. Sie musste diesmal mehr Hormone spritzen, was ihr auch körperlich zugesetzt hat. Wir sind dann wieder so nach Spanien geflogen, dass wir alle Ultraschall Termine in unserer Klinik wahrnehmen konnten. Am Tag der Punktion hatten wir eine „Ausbeute“ von 16 Eizellen. Von diesen waren 8 reif und konnten befruchtet werden. Davon haben sich 4 gut weiterentwickelt und wurden biopsiert. Am Ende hatten wir dann 2 gesunde Embryos (Nummer 3 und Nummer 5), die nun „auf Eis“ lagen. Natürlich hat uns das etwas ernüchtert.

Zurück in Deutschland haben wir dann erstmal wieder den Alltag weiter gelebt… Ich habe im April wieder angefangen zu arbeiten (dank Homeoffice ging das sehr unkompliziert mit freier Zeiteinteilung). In die Situation mussten wir uns nichtsdestotrotz erst mal wieder neu einfinden.

Gegen Ende 2022 war aber meine Periode immer noch nicht in Sicht, daher war es klar dass wir Kind 2 noch nicht weiter angehen konnten. Außerdem hat Nummer 7 zu dem Zeitpunkt noch viel gestillt, was ich ihm auch nicht nehmen wollte. Die Klinik sagte aber, dass ich für einen Transfer abgestillt haben muss.

Anfang/Mitte 2023 setzte dann meine Periode wieder ein. Gestillt wurde hier aber weiterhin ganz fleißig – und ich war auch nicht bereit das zu ändern. Also stieg ich noch mal tiefer in die Recherche ein, ob ein abstillen medizinisch wirklich notwendig ist. Nach allem, was ich mir durchgelesen hatte, sind die Medikamente sicher und gehen nicht oder nur in sehr geringen Mengen in die Milch über. Allerdings könnten sie die Milchproduktion beeinflussen, sodass ich weniger Milch hätte. Wir entschieden uns dafür das „Risiko“ einzugehen und der Klinik nicht mitzuteilen, dass wir noch stillen.

Wir nahmen also Mitte/Ende 2023 Kontakt zu unserer Klinik auf. Wir hatten einen Videocall mit unserer Ärztin (bei dem das Stillen zum Glück gar nicht thematisiert wurde) und bekamen eine Liste der benötigten Blutwerte und Untersuchungen. Dankenswerterweise bekam ich wieder sehr kurzfristige Termine bei unserer Gyn.

Den ersten Zyklus, in dem ich Hormone nahm, mussten wir leider abbrechen weil ich plötzlich Schmierblutungen hatte – und das obwohl beim Ultraschall bei der Gyn alles gut aussah. zu dem Zeitpunkt hatten wir natürlich die Flüge und Unterkunft schon gebucht. D.h. wir mussten stornieren bzw. umbuchen.

Den zweiten Zyklus mussten wir ebenfalls abbrechen. Die Schleimhaut in der Gebärmutter war zu dick. Also wieder alles stornieren und umbuchen.

Wir haben dann entschieden für den dritten Zyklus nach Spanien zu fliegen und alle Untersuchungen dort in der Klinik machen zu lassen. So haben wir also Flug und Unterkunft gebucht und planten einen zweiwöchigen Urlaub über Weihnachten in Spanien. (Super empfehlenswert!)

Die Untersuchung in der Klinik war sehr gut. Die Schleimhaut war perfekt aufgebaut und einem Transfer stand somit nichts im Wege. Ich habe aber ziemlich gezittert weil ich Sorge hatte, dass ich wieder eine Schmierblutung bekomme. Dem war aber nicht so. Und so fand zwischen Weihnachten und Silvester tatsächlich ein Transfer statt.

Schon wenige Tage nach dem Transfer hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Und Anfang Januar 2024 hielten wir dann einen positiven Test in der Hand. 🙂 Wir konnten es kaum glauben und freuten uns sehr auf Nummer 5.

Schwangerschaft

Die Schwangerschaft verlief dann ganz anders als die Erste. Kein Wunder – hier sprang ja auch ein Kleinkind rum. Unser Wunsch, dass es diesmal mit der Hausgeburt klappt, war sehr groß. Und so war die Schwangerschaft auch von etwas mehr Sorgen begleitet. Ich war nicht mehr so unbesorgt und unbedarft wie in der ersten Schwangerschaft. Außerdem wurde ich insgesamt drei Mal am Finger operiert und war zwei Mal mit Nummer 7 stationär im Krankenhaus. Es war wirklich nicht langweilig. Und mittendrin fand dann auch noch die Kita Eingewöhnung von Nummer 7 statt.

Aber irgendwann war es dann soweit, wir waren in der Rufbereitschaft für die außerklinische Geburt angekommen.

Wie die Geburt verlief und ob unser Wunsch nach einer Hausgeburt erfüllt wurde lest ihr im nächsten Beitrag. 🙂

5 Monate…

…so alt ist unser „kleines“ Wunder nun schon.

Wobei „klein“ gar nicht mehr so passend ist, denn inzwischen ist er richtig in die Länge geschossen und hat ordentlich zugenommen. (Sein Geburtsgewicht hat er mehr als verdreifacht.)

Vor 2 Monaten war ich noch total happy und dachte, dass sich so langsam alles eingespielt hat. Die Sorgen wurden weniger, es spielte sich so langsam eine Art Tages-Routine ein (zumindest was das abendliche Zubettgehen und Einschlafen betraf). Windeln wechseln war für mich auch endlich täglich Brot geworden (ja, damit habe ich mich am Anfang schwer getan). Stillen klappt super. Und ich hatte mich auch daran gewöhnt, dass K. wieder 3 Std. am Tag arbeitet (zum Glück im Homeoffice).

Und dann hat unser kleiner Mann seinen Daumen entdeckt und zeitgleich einen Entwicklungsschub gestartet… Und damit ist hier einiges wieder durcheinander geraten. Vornehmlich das Stillen. (Was mir ja wirklich heilig und gefühlt immer noch ein sehr zerbrechliches Konstrukt ist.)

Unser kleiner Mann hat zu Beginn des Schubs viel am Daumen genuckelt, was dazu führte dass er weniger Interesse an der Brust hat. D.h. er nuckelte weniger an der Brust, aber er trank auch weniger. Außerdem hat er auf einmal viel mehr von seiner Umgebung wahr genommen. Das hat sich auch beim Stillen bemerkbar gemacht. Da wird die Holzdecke ganz genau angeschaut, sodass das Stillen zur Nebensache geworden ist. Inzwischen hat K. uns im Gästezimmer ein Still-Lager eingerichtet. Und hier klappt’s nun wieder deutlich entspannter.

Es hat echt lang gedauert, bis ich mich an diese neue Situation gewöhnt hatte und damit umgehen konnte. Ich versuche mir nun bewusst zu machen, dass vieles einfach auch eine Phase ist und dass sich die Dinge immer wieder verändern werden. Aber das ist nicht so leicht.

Die queere Community und das Abstammungsrecht

Manchmal kann ich nur den Kopf schütteln…

Auf Facebook gibt es diverse Gruppen für Regenbogenfamilien um sich auszutauschen und gegenseitig zu helfen. Sicherlich sehr sinnvoll für viele queere Paare. Aber was dort teilweise für Ansichten bzw. Meinungen vorherrschen finde ich merkwürdig.

So zum Beispiel zum Abstammungsrecht und zu den geplanten Anpassungen durch die neue Bundesregierung. Es wird dann in einer solchen Gruppe diskutiert, wie genau die Änderung wohl aussehen wird. Und dann wird doch tatsächlich die These aufgestellt, dass der 2. Elternteil nur dann eingetragen werden kann, wenn das Kind durch eine Kinderwunschbehandlung in einer Klinik entstanden ist. Wenn Paare an Hand einer privaten Samenspende ein Kind bekommen haben, dann würde es sicher weiter nötig sein eine Stiefkindadoption durchzuführen. Begründung: Der Staat müsse sich ja absichern und die Rechte des Samenspenders gewahrt bleiben.

Wenn ich so etwas von einem Mitglied der queeren Community lese, verstehe ich die Welt nicht mehr. Wie können wir denn hoffen/erwarten, dass das Abstammungsrecht umfassend reformiert wird, wenn so engstirnige Kommentare aus der eigenen Community kommen. Wieso muss denn der Staat sich absichern? Und wieso müssen die Rechte eines privaten Samenspenders gewahrt bleiben? Und vor allem: Wieso muss dies nur in Regenbogenfamilien der Fall sein?

Kleines Gedankenspiel: Ein Mann und eine Frau bekommen ein Kind. Sind sie verheiratet, wird der Mann automatisch als Vater in die Geburtsurkunde eingetragen. Sind sie nicht verheiratet, reicht ein einfacher Gang zum Jugendamt um dort die Vaterschaft anzuerkennen. Fragt hier irgendjemand nach, wie das Kind entstanden ist (z.B. durch KiWu Behandlung)? Wird hier ein Gen-Test gemacht, um zu prüfen ob der Vater denn auch wirklich der genetische Vater ist (sprich ob das Kind wirklich vom Vater „abstammt“)? Einfache Antwort: Nein! Also wäre es doch möglich, dass die Frau durch private/offizielle Samenspende schwanger geworden ist und trotzdem wird der Ehemann automatisch als Vater eingetragen bzw. der Partner kann die Vaterschaft anerkennen.

Also warum sollte da bei uns Regenbogenfamilien nachgefragt werden, wie das Kind entstanden ist? Das macht uns doch nur wieder zu einem Sonderfall. Und wenn aus der queeren Community solche Kommentare kommen und damit sozusagen noch Verständnis für ein solches Vorgehen geäußert wird, dann verstehe ich eben die Welt nicht mehr.

Ich kann nur hoffen, dass die Politik da weitsichtiger ist, als manche Personen der queeren Community.

Und für alle, die nicht wissen was da eigentlich aktuell im Gesetz steht, hier die beiden relevanten Paragrafen:

Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 1591 Mutterschaft

Mutter eines Kindes ist die Frau, die es geboren hat.

Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 1592 Vaterschaft

Vater eines Kindes ist der Mann,

1. der zum Zeitpunkt der Geburt mit der Mutter des Kindes verheiratet ist,

2. der die Vaterschaft anerkannt hat oder

3. dessen Vaterschaft nach § 1600d oder § 182 Abs. 1 des Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit gerichtlich festgestellt ist.

Wenn der zweite Elternteil also nun keinen männlichen Geschlechtseintrag hat (sprich: weiblich, divers oder kein Geschlechtseintrag), dann ist es aktuell nicht möglich diesen direkt ab Geburt des Kindes in die Geburtsurkunde und das Geburtenregister aufzunehmen.

Genauso problematisch ist es übrigens, wenn die gebährende Person sich nicht (mehr) als Frau identifiziert und daher den Namen und Geschlechtseintrag hat ändern lassen. Dann passiert nämlich folgendes: In die Geburtsurkunde des Kindes wird die gebährende Person als Mutter (mit ihrem früheren Vornamen) eingetragen. D.h. es wird hier eine Person eingetragen, die es faktisch gar nicht mehr gibt. Auch deswegen ist es so wichtig, dass das Abstammungsrecht überarbeitet wird.

K. und ich sind weiterhin der Meinung, dass wir uns den diskriminierenden Prozess der Stiefkindadoption nicht antun wollen. Denn es gibt hier kein Stiefkind! K. ist die Mutter von unserem Kind, eine Adoption fühlt sich für uns absolut nicht richtig an.

„Stillst du denn?“

Das ist/war die Frage, die ich in den letzten Wochen gar nicht mehr hören konnte und hätte ausflippen können. :-/ Aber der Reihe nach…

Die ersten Tage und Wochen daheim waren wirklich sehr anstrengend. Auf Grund des geringen Gewichts von unserem kleinen Mann mussten wir schauen, dass er gut zunimmt. Daher sollten wir ihn zu Beginn alle 2-3 Std. wecken und füttern (mit abgepumpter Milch aus der Flasche). Das hat ganz gut geklappt, sodass wir einen erneuten Klinikaufenthalt abwenden konnten (das stand tatsächlich kurz zur Debatte). Ich habe dann auch immer wieder versucht ihn anzulegen, was mir starke Schmerzen bereitet hat und mich sehr, sehr viele Tränen gekostet hat. Der kleine Mann konnte die Brustwarze noch nicht richtig fassen, daher war sie nicht weit genug in seinem Mund und das hat dementsprechend sehr weh getan und zu wunden Brustwarzen geführt. Irgendwann (als ich wirklich durch und kurz vorm Aufgeben war) hat unsere Wochenbetthebamme vorgeschlagen es mal mit Stillhütchen zu probieren. (Ja, ich weiß dass diese extrem umstritten sind.) Für mich war es gegenüber der Flasche und dem Abpumpen das geringere Übel. Denn diese ganze Routine aus: versuchen ihn anzulegen, dann abpumpen, Flasche geben, Zeug spülen und dann sterilisieren hat so viel Zeit und Kraft gekostet. Da blieb zwischen diesen Vorgängen maximal 2 Std. (eher weniger Pause).

Wir sind dann also vom Pumpen, Flasche geben, Spülen+Sterilisieren zum Stillen mit Stillhütchen gewechselt. Das war eine deutliche Erleichterung für mich. Und unser Spatz hat den Wechsel wirklich sehr gut mitgemacht.

Nachdem ich dann aber festgestellt habe, dass er bei der Nutzung der Stillhütchen den Mund nicht mehr so weit aufmacht (was aber fürs Stillen ohne Hütchen sehr wichtig ist), habe ich angefangen zu recherchieren wie ich das Hütchen am Besten loswerde. Und dann habe ich es einfach mal probiert und siehe da – der kleine Mann hat angefangen ohne Hütchen zu stillen (und die Brustwarze sogar richtig in den Mund genommen). 🙂

Seitdem wird es täglich besser und die Schmerzen werden von Tag zu Tag weniger. Und ich bzw. wir sind einfach unfassbar stolz auf unser kleines Wunder, wie prima er das mitmacht. (Denn viele Kinder machen diesen Wechsel nicht so gut mit.)

Während dieser anstrengenden Zeit des Pumpens und Flasche gebens wurde mir, wie eingangs erwähnt, immer wieder die Frage gestellt ob ich denn Stille. Das tat mir jedes Mal ziemlich weh, weil ich es mir so sehr gewünscht habe, aber es (noch) nicht klappte. Es reichte ja auch nicht wenn ich mit einem knappen „Nein“ geantwortet habe… Daher war ich irgendwann wirklich sehr angenervt von dieser Frage. Und der Babyblues hat das ganze auch nicht besser gemacht.

Aber hey… Nun ist unser kleiner Spatz schon 6,5 Wochen alt und macht sich wirklich prima. Er ist in dieser Zeit 9cm gewachsen (er hat nun 55cm) und wiegt ganze 4100g. Unglaublich. 🙂 Ich stille seit etwas mehr als einer Woche voll und wir (vor allem ich) können das Wochenbett daher nun auch endlich genießen.

Was mir auch extrem geholfen hat, war eine Online Session mit unserer Hypnobirthing-Trainerin (die unter anderem auch Stillberaterin ist). Es tat einfach sehr gut sich die Sorgen von der Seele zu reden und wir haben sehr wertvollen Input bekommen. Denn neben der Still-Problematik hat mich auch die plötzliche (zu früh einsetzende) Geburt sehr beschäftigt.