Gedankenchaos

Die letzten Tage gehören in die Kategorie „kann weg“. Ich versuche mal meine wirren Gedanken hier mal nieder zu schreiben um damit vielleicht etwas Ordnung in diese zu bekommen.

Und ich muss dazu etwas ausholen: Die Geburt von Nummer 7 vor 3 Jahren und das herausfordernde Wochenbett haben mich grundlegend verändert. Ich war eigentlich immer ein sehr ruhiger und besonnener Mensch. Ich habe zwar schon immer viel „zerdacht“, aber war dennoch ruhig dabei. Und dann kam das Wochenbett mit Nummer 7 und ich habe mir pausenlos Sorgen gemacht.

Im Nachhinein glaube ich, dass ich eine (leichte) Wochenbettdepression hatte. Denn ich habe sehr viel geweint und mir unfassbar viele Sorgen gemacht (und das auch noch als es gar keinen objektiven Grund mehr dazu gab). Und ich bin damals auch leider in alte Verhaltensmuster zurück gefallen, die wirklich ungesund sind.

Ich mache mir also seit 3 Jahren immer wieder um alles mögliche Sorgen. Da reichte es schon dass Nummer 7 mal einen Husten hat oder aber einen Tag mal noch weniger trinkt als sonst. Immer wieder kommen Sorgen hoch.

Nun zurück zum jetzt: Nummer 5 hat seit 3 Tagen wirklich sehr häufigen Stuhlgang. Deutlich häufiger als die Tage bzw. Wochen davor. Dazu kommt dass er heute sehr viele, sehr kurze Stillmahlzeiten hatte und meine Brustwarzen schon anfingen zu schmerzen. Ich weiß eigentlich, dass beides gar nicht schlimm ist. Babys dürfen häufigen Stuhlgang haben. Von Durchfall redet man da erst, wenn der Stuhl wirklich unangenehm stinkt. Und das tut er bei Nummer 5 nicht. Auch kann es phasenweise mal vorkommen dass ein Baby häufiger und dafür kürzer stillt. Und wenn sich die Brust dann „leer“ anfühlt heißt es nicht dass frau zu wenig Milch hat. Denn die Milch wird ja „on demand“ produziert. Ich weiß das alles theoretisch!

Und trotzdem haben mich die Sorgen heute völlig überrollt, sodass ich wirklich viel geweint habe. Ich denke, die Tatsache dass Nummer 7 auch immernoch krank ist und seit 1,5 Wochen fast ausschließlich durch den Mund atmet weil er total verschleimt ist, trägt auch noch ihren Teil dazu bei. Also habe ich in meiner Not eine irgendwie etwas schräge Sprachnachricht an unsere Wochenbetthebamme geschickt um mir die Rückversicherung zu holen, dass der häufige Stuhlgang von Nummer 5 normal ist. Natürlich hat sie mir geantwortet und bestätigt, dass alles gut ist. Und ihr Nachsatz „Sicherheit braucht keine Rechtfertigung“ ging mir dann natürlich direkt sehr nahe.

Schon bevor ich Sarah geschrieben habe, hatte ich versucht mein Nervensystem durch ganz bewusste Bauchatmung zu beruhigen. Klappte so mittelmäßig. Als ich im frühen Wochenbett so viele (unbegründete) Sorgen hatte, hatte Sarah mir bewusstes Atmen empfohlen um das Nervensystem zu beruhigen. Ich habe immer noch ihre Frage im Ohr „Du bist es nicht gewohnt das alles gut ist, oder?“. Und nein, das bin ich nicht.

Und jetzt muss ich den nächsten Gedankensprung machen… Nora Imlau hat letztens auf Instagram recht viele Stories zum Thema Urvertrauen. Als ich diese gelesen habe kam mir der Gedanke dass ich das einfach nicht habe. Ich konnte das bis zur Geburt von Nummer 7 ganz gut kompensieren bzw. es hat keine großen Auswirkungen gehabt dass mir das fehlt. Aber seit dem ersten Wochenbett merke ich, dass es für mich praktisch unmöglich ist in die Entwicklung unserer Kinder zu vertrauen – obwohl die Fakten dafür sprechen, dass sie sich gut entwickeln und dass es ihnen gut geht. Und da kam mir dann auch wieder der Gedanke „Ich bin es einfach nicht gewohnt dass alles gut ist“. Ich frage mich manchmal was in meiner frühen Kindheit (nicht) passiert ist, dass mir dieses Urvertrauen fehlt. Und ja, ich bin auch oft wütend auf meine Eltern, dass sie mir einen schönen Rucksack mitgegeben haben den ich mit mir rumschleppen muss. Und den ich einfach nicht abwerfen kann.

Aber etwas kleiner ist dieser Rucksack immerhin schon geworden. Denn ich habe erkannt dass ich ok bin – und dass ich gut bin (und meistens denke ich auch daran). Jahrelang wurde mir suggeriert dass ich nicht gut bin. Und das hat sich so tief eingebrannt, dass ich das auch geglaubt habe. Erst vor ein paar Jahren (mit Mitte 30!) habe ich erkannt dass ich früher gut war, so wie ich war. Und ich hätte mir sehr gewünscht dass meine Eltern mich unterstützt hätten und nicht nur kritisiert und gefordert hätten. (Und ich spreche da nicht von meinem queer-sein.)

Wie ich Eingangs schrieb… Ich habe hier gerade Gedankenchaos – und ein Nervensystem das außer Kontrolle ist. Aber für einen Moment habe ich gerade das Gefühl dass genau dieses niederschreiben hier etwas hilft (auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob man meine wirren Gedankengänge nachvollziehen kann). Zumindest jetzt gerade, in diesem Moment, hilft es mir. Also werde ich jetzt noch etwas atmen und versuchen einzuschlafen.

Morgen ist ein neuer Tag, der hoffentlich besser wird – zumindest hat er es verdient die Chance dazu zu bekommen.

Gute Nacht.