Die heteronormative Welt der Geburtsvorbereitung
Geburtsvorbereitungskurs
Nachdem unser Geburtsvorbereitungskurs mit lauter Heteropaaren diese Woche (endlich) geendet hat, möchte ich mich gerne mal über diese heteronormative Welt auslassen.
Wir konnten ja leider keinen Kurs von unserem Geburtshaus belegen, da dieser schon voll war und einen Wochenend-Kurs wollten wir nicht. (Wir wollten den Kurs auch unbedingt zu Zweit machen.) Daher haben wir im Internet nach Kursen gesucht (die finden ja sowieso alle nur online statt) und sind dann in NRW fündig geworden.
Der erste Termin des Kurses war „ohne Männer“. Fing also schon sehr gut an… Nun ja, die Hebamme war aber grundsätzlich immerhin bemüht zu gendern.
Bei den folgenden Terminen wurden dann immer von „die Männer und K.“ oder auch von „die Männer und die Partnerinnen“ gesprochen. Irgendwann war K. davon so angenervt (ich hätte fast gesagt abgefuckt – das träfe es noch besser), dass das auch die Hebamme gemerkt hat und mir im Nachgang des Termins eine Mail geschickt hat. Sie hat dann drum gebeten, dass wir doch einfach mal sagen, wie wir angesprochen werden möchten.
Ähm ja… Ich habe ihr dann geantwortet, dass wir nicht namentlich erwähnt werden möchten, weil wir nämlich auch ganz „normale“ (ich mag dieses Wort nicht) Eltern sind und keine Sonderrolle durch namentliche Erwähnung brauchen. Und zudem ist K. ja genauso meine Frau, wie die Partner der anderen Schwangeren deren Männer sind. Also gerne entweder „Männer und Frauen“ oder „Partner und Partnerinnen“.
Die Rückantwort der Hebamme war so ein bisschen der Klassiker… (Und die hab ich dann nur überflogen und schnell abgelegt, damit ich mich nicht drüber ärgere.) Sie schrieb etwas in die Richtung, dass sie uns nicht das Gefühl eines Sonderstatus geben wollte und dass sie ja letztes Jahr auf der Hochzeit einer Freundin war, die eine Frau geheiratet hat und dass das „die schönste Hochzeit ever“ war. Oh, wie überraschend… Auch nicht-Heteros können schöne Hochzeiten feiern?! Ich muss ihr zugute halten, dass ich schon den Eindruck hatte dass sie da sehr bemüht war uns richtig mit einzubinden. Aber man merkte einfach, dass sie da recht „unbeholfen“ unterwegs war.
Vom Kursinhalt her war sie wirklich gut. Sie hatte die neue S3 Leitlinie voll drauf und hat uns darauf hingewiesen, was alles nicht mehr erlaubt/Standard ist und dass wir nicht alles mit uns lassen machen müssen. Sie hatte auch ein paar Hypnobirthing-Ansätze in ihrem Kurs. Sie ist da also eher etwas Alternativ unterwegs, was mir gut gefallen hat.
Stillkurs
Vor ein paar Wochen hatten wir an einem Abend einen Stillkurs – 3 Std. Input zum Stillen. (Bei der gleichen Trainerin, bei der wir den Hypnobirthing-Kurs hatten.) Während beim Hypnobirthing-Kurs immer die Rede von „Geburtsbegleiter:in“ war, war es beim Stillkurs ähnlich wie beim Geburtsvorbereitungskurs. In den Unterlagen zum Stillkurs war an mehreren Stellen vom „Papa“ die Rede.
Ich habe das der Kursleiterin dann zurück gemeldet. Sie war da absolut offen und auch sehr verständnisvoll. Und sie hat mich gefragt, ob wir uns vielleicht mal zum Thema Regenbogenfamilien austauschen können. Da sie lange in Berlin gelebt hat, hat sie das Thema mehr auf dem Schirm als andere, denke ich.
Alles in allem, ärgert es uns einfach, warum wir immer so eine Sonderrolle inne haben. Die Hetero-Paare werden als Schwangere und Mann oder Mutter und Vater oder Frau und Mann bezeichnet. Wir sind immer die Mutter/Schwangere und die Partnerin oder auch Mutter/Schwangere und K. Es gibt inzwischen so viele queere Familien, da sollte es doch möglich sein von diesem heteronormativen Denken wegzukommen. Sollte man zumindest meinen…
Die Krankenkasse
Da hatten wir etwas zu Lachen und haben die gute Dame von der TK, die K. anrief etwas ausgelacht.
Es ging um den Zuschuss zur „Partnergebühr„ des Geburtsvorbereitungskurses. Die TK ist so nett und übernimmt 80% der Kosten (max. 100€). K. hat also alles eingereicht, was die TK brauchte (Rechnung, Überweisungsbestätigung, Teilnahmebestätigung). Und trotzdem kam noch ein Anruf der TK. Denn, was die TK (natürlich) nicht verstanden hat… K. ist nicht schwanger, sondern sie ist die Partnerin der Schwangeren. Im Verlaufe des Gesprächs hat K. irgendwann gecheckt, dass es sich da wohl um ein Missverständnis handelt und hat die gute Dame dann „aufgeklärt“ bzw. noch mal klar gestellt, wer von uns beiden die Schwangere ist. Die Dame hat sich dann seeeehr oft entschuldigt und wir haben entsprechend gelacht, weil das doch recht witzig war. Aber dann war die Sachlage immerhin geklärt und K. bekommt den Zuschuss.
Wir haben danach noch mit jemand anderem von der TK gesprochen bzgl. der Familienversicherung, wenn ich in Elternzeit bin und gar nicht arbeite. Auch da musste K., als die Frage nach dem „Mann“ kam erst einmal erklären, dass es den nicht gibt und dass sie selbst auch nicht schwanger ist, sondern ich. Wir hatten da irgendwie erwartet, dass die Dame vom ersten Gespräch ihre Kollegin vorwarnt. Naja, so hatten wir noch mal etwas zu lachen. Immerhin haben wir nun alles wichtige bzgl. der Krankenversicherung geklärt.
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