Die heteronormative Welt – Teil 2
Ja… Wir stoßen auch weiterhin auf „Ausgrenzung“ (ob beabsichtigt oder nicht, sei mal dahin gestellt).
Aufklärungsabend
Die neueste Begebenheit: Der Aufklärungsabend des Geburtshauses. Dieser fand online statt und wurde von zwei Hebammen durchgeführt.
Vorweg muss ich sagen, dass wir uns die Unterlagen zum Aufklärungsabend (Vertrag für die Rufbereitschaft und außerklinische Geburt, sowie weitere Dokumente) schon angeschaut hatten und dort fast durchgehend die Rede von Gebärender/Mutter und Ehemann/Vater bzw. Begleitperson war. Eine zweite Mutter war da nirgendwo vorgesehen. Wir haben also überall Ehemann durchgestrichen und Ehefrau hingeschrieben. Außerdem habe ich eine wirklich freundliche (keine Ironie!) Mail an das Geburtshaus geschrieben und darauf aufmerksam gemacht, dass hier Regenbogenfamilien scheinbar nicht vorgesehen sind und wir uns freuen würden, wenn sie dies anpassen würden, sodass sich auch Familien wie wir angesprochen fühlen. Die Mail hatte ich vor dem Aufklärungsabend geschickt, in der Hoffnung, dass wir dann wenigstens im gesprochenen Wort mit angesprochen werden und nicht nur von Mutter-Vater gesprochen wird.
Nun ja… Der Aufklärungsabend fing eigentlich ganz gut an. Allgemeines Bla Bla – nicht bezogen auf bestimmte Situationen, sodass die Wörter Mutter/Vater (noch) gar nicht fielen. Dann war es aber soweit und es ging um die Geburt an sich… Und dann ging‘s los. Als wären nur klassische Familien anwesend, wurde durchgehend (und wirklich sehr viel) von der Mama und dem Papa geredet. Irgendwann konnte K. nicht mehr an sich halten und schrieb in den Chat, ob denn den Beiden Hebammen bewusst wäre, dass nicht nur Hetero-Familien anwesend sind. Darauf kam nur ein „Ja wir versuchen ja immer alle anzusprechen“. Das war aber wirklich absolut nicht zu erkennen.
Im weiteren Verlauf wurde dann von dem „Papa oder Partnerin“ gesprochen. Sie waren also stets bemüht, besser war’s aber nicht. Warum? K. ist genauso Mama wie ich. (Die obligatorischen 10.000 Ausrufezeichen spare ich mir an dieser Stelle.) Sie ist nicht nur Begleitperson oder Partnerin – sie ist die Mama von Nummer 7. Wenn die Männer als Papa bezeichnet werden, dann fordern wir für uns das gleiche Recht ein. Hätten die Hebammen durchgehend von „Partnern“ gesprochen, dann hätten wir einfach nur uns gendern gebeten und damit wäre alles gut gewesen. Aber wenn die Männer als Papas bezeichnet werden und der Rest dann „Partnerinnen“ sind, dann fühlen wir uns doch diskriminiert – weil es den Anschein macht als wären wir keine gleichwertige Familie. Sind wir aber!!!
Als wir gestern zur Vorsorge im Geburtshaus waren, hat die Hebamme und auf den Aufklärungsabend angesprochen und gesagt dass es den beiden Hebammen, die diesen durchgeführt haben, sehr leid tut und dass sie sich selbst sehr darüber geärgert haben. Immerhin hat die Hebamme es von selbst angesprochen. Das fanden wir sehr gut. Und wir haben auch deutlich gemacht, dass wir uns da wirklich unwohl gefühlt haben und uns das anders gewünscht hätten. Ich denke/hoffe, dass es angekommen ist.
K.s Teilzeit-Antrag
Auch das ist eine „schöne“ Geschichte… Scheinbar ist K. in ihrem Unternehmen die Erste, die als nicht-gebährender Elternteil direkt ab Geburt des Kindes in Elternzeit mit Teilzeit gehen möchte. Laut Personalabteilung ist sie da ein kleiner Sonderfall – es scheint bisher auch keine Väter zu geben, die direkt ab der Geburt ihres Kindes in Teilzeit gehen. Daher musste K. sich wirklich intensiv durchfragen, wie und wo die Teilzeit denn anzumelden bzw. zu beantragen ist. Und… Die Formulare in dem Unternehmen sehen natürlich auch wieder nur die Konstellation Mutter (Gebärende) und Vater vor. Eine nicht-gebährende Mutter ist da nicht vorgesehen. Das hat dann teilweise doch etwas für Verwirrung gesorgt (da K. ja auch keinen Mutterschutz hat).
Die Erfahrungen, die wir bisher so machen, sind schon etwas „anstrengend“. Wäre es nur eine einzelne Erfahrung, dann würde es uns vielleicht nicht so sauer aufstoßen. Aber die Menge machts… K. hat es sehr treffend formuliert: Wir haben uns noch nie so diskriminiert gefühlt, wie in dieser Schwangerschaft.
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